Mal alle Fünfe grad sein lassen

Letztens habe ich für eine Freundin ein Geburtstageschenk gesucht.

Beim Nachdenken fiel mir ein, dass sie eine meiner Karten an der Pinnwand in einem Coaching-Büro so mag, auf der steht:

„Heute leiste ich nichts. Gar nichts!“

„Das iss es!“, dachte ich mir und fuhr sogleich zu dem Laden, bei dem man individuell bedruckte Sachen wie T-Shirts oder Babystrampler zum sofortigen Mitnehmen bedrucken lassen kann. Ich wählte ein schönes himmelblaues Shirt und ließ den Spruch draufdrucken. Ihre Freude war groß. Ich hatte voll ins Schwarze getroffen.

Gehören Sie auch zu den Menschen, denen es schwerfällt, mal ohne schlechtes Gewissen oder wiederholten Anfällen von ungezügeltem Aktionismus alle Fünfe gerade sein zu lassen? Können Sie beispielsweise einfach mal einen ganzen Tag im Bett verbringen und höchstens aufstehen, wenn es Sie nach einem Kaffee gelüstet, oder später nach einem Gläschen Rotwein? Ansonsten vor sich hinträumen, schlafen, wieder vor sich hinträumen und maximal ein bisschen sinnlos in bunten Illustrierten rumblättern. Maximal! – Herrlich, ich liebe das.

Und Sie?

So manchem meiner Coaching-Klienten fällt das pure Nichtstun enorm schwer. Die wollen schon gern und sehen all die förderlichen Argumente für mehr Müßiggang und Entspannung sehr wohl ein. Aber sie erlauben es sich nicht oder wissen nicht, wie sie es anfangen und aushalten sollen.

Und im Grunde ist das nicht verwunderlich, werden wir doch überall angehalten, was zu leisten, zu erleben, zu machen und zu tun. Motiviert sein… Fit halten… Lernen… Üben… Auf dem Laufenden sein… Erreichbar sein… – Ich höre jetzt lieber auf, sonst spring ich gleich aktionistisch vom Schreibtischstuhl.

Jedenfalls ist es kein Wunder, dass kaum einer Müßiggang und Faulsein mal etwas länger aushalten kann. Daher gibt’s die Karte in meinem Büro.

Wollen auch Sie mal wieder öfter einfach nichts leisten und alle Fünfe grad sein lassen? Hier sind meine Tipps für Sie. 

Anleitung zum Nichtstun

 

Sagen Sie ja und erlauben Sie es sich

Bejahen Sie das Faulsein aus vollem Herzen & schmeißen Sie das schlechte Gewissen über Bord. Dafür hilft es, sich zunächst die guten Gründe dafür vor Augen zu führen, denn es

  • beugt Burnout vor,
  • lässt Körper, Geist und Seele erholen sich, tanken auf,
  • fördert die Kreativität – insbesondere beim scheinbar sinnlosem Tagträumen entschwuppen die besten Ideen,
  • lässt sie hinterher erfrischter und motivierter wieder ans Tagwerk gehen,
  • macht ausgeglichener, jedenfalls wenn man es sich wirklich zugesteht und genießt,
  • erweitert die Wahrnehmung, denn beim Nichtstun sehen, hören und spüren Sie mehr.

 

Planen Sie Faulpelz-Zeiten fest ein

Nehmen Sie sich feste Zeiten vor. Die tragen Sie mit hoher Priorität und als „unverschiebbar“ tituliert in Ihren Kalender ein. Fangen Sie mit 1 – 2 Stunden an, falls Ihnen ein ganzer Faulpelztag zu lang erscheint. Erzählen Sie anderen davon, das ist dann eine öffentliche Selbstverpflichtung und Sie werden sich eher dran halten.

 

Wählen Sie den für Sie passenden Müßiggang-Ort

Sie müssen nicht unbedingt den ganzen Tag im Bett verbringen. Es gibt so viele schöne Ort auf dieser Welt. Sie können auch:

  • ins Kaffee gehen und wenn das langweilt, gehen Sie ins nächste. Da kann man zwischen Tagträumereien auch mal einfach Leute beobachten.
  • im Park oder im Wald gibt es traumhafte Plätze unter alten Bäumen oder in verwunschenen Pavillons. Picknickkorb und Kuscheldecke mitnehmen. Fertig.
  • bei schönem Sommerwetter an den See, im Winter vielleicht in ein gemütliche Hütte.
  • Überhaupt! Sie können sich auch ein schickes Hotelzimmer buchen und sich den ganzen Tag vom Zimmerservice bedienen lassen. Und ja, zwischendurch eine entspannende Massage, das kann man noch unter Faulsein rechnen.
  • Dann gibt’s noch die heimische Couch, oder die „bei Muttern“. Vielleicht haben Sie ja eine Terrasse oder einen Garten – auch wunderbar, wenn man sich dann nicht, wie ich, zum Gärtnern verführen lässt. Blumen für einen seelenschmeichelnden Strauß schneiden, das ist erlaubt ;).

Auf jeden sollte Ihnen der Ort gefallen und Sie müssen sich wohlfühlen.

Feiern Sie Müßiggang als Ritual

Freuen Sie sich auf Ihre Zeit des Müßigangs und wenn es soweit ist, begeben Sie sich an den ausgewählten Ort. Sperren Sie alle Störer aus – das gilt für Menschen und auch all diese Dauerreichbarkeitsgeräte und dann tun Sie EINFACH NICHTS. GAR NICHTS!

Später tun Sie immer noch nichts. Sie sind einfach.

….

Nee, dann tun Sie immer noch nichts.

….

Wird’s Ihnen langweilig oder fangen die Füße an zu zappeln? Gut – spüren Sie hin. Und überhaupt, was spüren Sie sonst noch? Aber sobald Ihnen das Hinspüren zu viel wird, tun Sie natürlich wieder nichts.

Lassen sich vielleicht ein bisschen von herrlichen Tagträumen verführen oder schlafen ein Weilchen. Mehr nicht.

Ich empfehle Ihnen, ein Notizbüchlein und einen Stift dabei zu haben, dann können Sie all die guten Ideen, die plötzlich in Ihnen auftauchen oder aber hartnäckige To Do`s, die Ihnen Ihr Hirn liefert und die sich trotz aller Bemühung nicht abschalten lassen wollen, notieren. Und dann widmen Sie sich gleich wieder dem Nichtstun.

Nehmen Sie sich nicht gleich zu viel vor und falls Sie das Nichtstun partout nicht mehr aushalten, tun Sie stattdessen aber bitte höchstens was, was Ihnen wirklich Freude bereitet. Hier geht es schließlich ums Auftanken und sich verwöhnen.

Wenn Sie wollen, können Sie sich ja auch so ein lustiges Shirt bedrucken lassen und rituell immer dann tragen, wenn Sie sich Ihre Faulpelzzeit gönnen.

Viel Spaß dabei :-)

  Kommentare zu “Mal alle Fünfe grad sein lassen

  1. Joe
    23. Februar 2014 at 17:31

    Hab gerade diesen Artikel gelesen; ist zwar schon älter, aber passt trotzdem.

    Mal nichts tun?
    JAAAA!! Mindestens 1-2x/Monat habe ich solche Tage, wo ich nicht Krankenpflegeprofi bin, sondern mich mit abgeschaltetem Telefon komplett ausklinke und nur „unnützes Zeug“ mache:
    – Lesen
    – Lesen
    – Badewanne
    – die 170. Linuxdistribution installieren, nur aus Spaß
    – rumschlunzen

    Das lädt die Batterien so extrem wieder auf, daß ich die kommende Woche wieder 100% dabei sein kann.
    Also – Mut zum Faulenzen!!

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