TEIL 2: „Nein! Das passt nicht!” – So sagen Sie es verschieden scharf.

In Teil 1 des Beitrages habe ich Ihnen konkrete Vorschläge versprochen, wie Sie auf unterschiedlich scharfe Weise etwas ablehnen können. Schließlich soll es ja der Situation angemessen sein.

 

Manchen wollen wir mit Sicherheit nicht einfach ein knallhartes „NEIN!“ an den Kopf ballern, wie dem geliebten Partner und in der Regel auch nicht dem Chef. In anderen Fällen ist genau das gefragt, etwa wenn Ihnen jemand etwas penetrant aufschwatzen möchte. Und dann gibt es noch Geschehnisse, in der wir ein „Nein“ nett verpacken können, beispielsweise wenn wir eine Einladung oder ein Rendezvous ausschlagen.

Vielleicht haben Sie sich ja schon, wie in Beitrag 1 vorgeschlagen, Zeit zum Nachdenken genommen und wissen, bei wem und in welchen Situationen Sie zukünftig Grenzen setzen wollen oder für welche Gelegenheiten Sie noch passende Strategien und Formulierungen brauchen. Wenn nicht, können Sie das nachholen, hier geht es zum Beitrag.

Verschiedene Nein-Strategien

Wie unser „Nein“ beim Gegenüber ankommt, hängt davon ab, wie wir vorgehen – also von der Taktik. Und natürlich von unseren Worten, Körpersprache und Tonfall. Den zu erwartenden Effekt beim Gegenüber kann man mit den verschiedenen Schärfegraden von Senf vergleichen:

  • Mild
  • Mittelscharf
  • Scharf
  • Süß

Nein sagen auf milde Art

Diese Herangehensweisen und Formulierungen können Sie bei Ihnen nahestehenden Personen anwenden. Aber auch bei unsicheren oder hochsensiblen Menschen, die sowieso immer auf jede Bitte eine Ablehnung erwarten. Also immer dann, wenn Sie auf keinen Fall verletzen wollen.

Einfühlungsvermögen zeigen

Lassen Sie Ihr Gegenüber spüren, dass Sie Verständnis für seine Bitte haben: „Dass Du das alleine machen und dafür so lange bleiben musst, tut mir wirklich sehr leid. Ich kann gut nachfühlen, dass das kein Zuckerschlecken ist. Doch leider habe kann ich heute nicht mithelfen.“

Oder im privaten Bereich bei einer geliebten Person: „Ich weiß, dass Du mich vermisst und ich vermisse Dich auch. Jedoch freue ich mich schon so lange darauf. Bitte verstehe, dass mir das wichtig ist.“

Zu zeigen, dass man den anderen wertschätzt und versteht, macht jedes „Nein“ sanfter und besser verträglich.

Bedauern ausdrücken & Gründe nennen

Zu Formulierungen wie „Tut mir leid, aber ich kann nicht …“ noch seine Gründe vorzubringen, hilft dem anderen, Ihr Nein besser nachvollziehen zu können und anzunehmen.

Achten Sie dabei darauf, dass Sie sich nicht rechtfertigen. Rechtfertigungen sind nicht nur für Sie unangenehm, sondern möglicherweise auch für den anderen peinlich, insbesondere wenn es sich um eine schüchterne oder verletzliche Person handelt.

Formulieren Sie die Begründungen so, dass Sie sich auf Umstände beziehen und sich diese nicht gegen die bittende Person richten. Wenn beispielsweise jemand in Ihr Büro kommt, Sie aber gerade keine Zeit für ihn haben, könnten Sie sagen: „Hallo Frau Y, grundlegend gerne, aber der Abgabetermin für den Bericht ist längst überfällig, das Bauteam wartet darauf.“

Für Beweggründe bedanken

Wo passend können Sie ein „Nein“ auch dadurch abmildern, indem Sie sich bei Ihrem Gegenüber für seinen Beweggrund bedanken, sein Anliegen gerade Ihnen anzutragen. Das kann entgegengebrachtes Vertrauen für eine Aufgabe sein, die Sie übernehmen sollen. Oder beim Partner die Sorge um Ihr Wohlergehen, wenn er sich von Ihnen wünscht, auf etwas zu verzichten, was Sie aber unbedingt weitermachen möchten.

Ein halbes „Nein“:

In manchen Fällen bietet es sich auch an, nicht alles abzulehnen, was an Sie herangetragen wird. Wenn Sie bei einem Projekt beispielsweise nur die Planung, nicht aber die Umsetzung übernehmen wollen, haben Sie die Möglichkeit, ein sanfteres Teil-Nein zu geben: „Gerne kann ich die Konzeption und Budgetkalkulation übernehmen, doch die Umsetzung lässt meine angespannte Terminsituation nicht zu.“

Bieten Sie ein „Stattdessen“

Wenn Sie jemand fragt, ob Sie beim Umzug helfen werden, Sie aber keine Lust oder keine Zeit haben, können Sie eine Alternative vorschlagen. „Tut mir leid, an dem Datum kann ich nicht. Dafür schenke ich Dir Hilfe und schicke Dir eine studentische Kraft, die mit anpackt.“

Wenn Sie nichts investieren wollen, können Sie den anderen inspirieren, sich woanders Hilfe zu holen: „Sorry, dafür habe ich gerade keine Zeit, aber frag doch mal Herrn X…“

Bei dieser Strategie zeigen Sie also immer andere Optionen auf oder helfen dem Bittenden andere Lösungsmöglichkeiten zu finden.

Nein sagen auf mittelscharfe Art

Mittelscharf ist angebracht, wenn das „Nein“ auf jeden Fall deutlich werden soll, beispielsweise wenn Sie schon wissen, dass die Person nicht lockerlassen wird oder Sie schon „milde Neins“ vorgetragen haben, die der andere nicht verstehen will.

Folgen verdeutlichen:

„Danke, dass Sie mir Ihr Vertrauen entgegen bringen. Aber ich habe derzeit so viele laufende Projekte, dass ich ein weiteres nicht übernehmen kann. Würde ich das noch zusätzlich bearbeiten müssen, verschieben sich Projekt x und y um 2 Monate nach hinten. Da werden die Kunden sauer und uns nicht wieder beauftragen.“

Bauschen Sie auf, dramatisieren Sie:

„Nein, tut mir leid, aber ich habe zurzeit schon so viel zu tun, dass die Ergebnisqualität anfängt zu leiden und ich nachts nicht mehr schlafen kann. Diese Aufgabe noch zu übernehmen, lässt mein Gewissen nicht zu.“

Offenlegen:

„Ich kann verstehen, dass Dir der Umgang mit dem Computerprogramm Probleme bereitet. Doch wenn ich das immer für Dich tue, lernst Du es nie. Ich bin überzeugt, dass Du das auch alleine mit Erfolg schaffst.“

„Nein, das kann ich Dir nicht abnehmen. Mutter hat Dich gebeten, diese Rede zu halten, weil es Deine Patentante ist. Es liegt ihr also etwas daran, dass Du es machst und Tante Gisela sicher auch.“

Stoische Wiederholung:

„Es schmeichelt mir, dass Sie mir zum wiederholten Mal eine Führungsposition anbieten. Aber nein, ich möchte keine Mitarbeiter führen, sondern eine Fachkarriere machen.“

„Es tut mir leid, aber ich verleihe mein Auto grundsätzlich nicht, auch nicht an gute Freunde.“ … wenn er weiterbittet: „Nein ich verleihe mein Auto nicht.“ … „Gerne noch mal: Ich verleihe mein Auto nicht.“ – Bleiben Sie freundlich, aber konsequent!

Salamitaktik:

Zu mittelscharf zählen auch Techniken, die weitreichende oder härtere Konsequenzen eines Neins verdaulich machen, beispielsweise die Salamitaktik.

Wenn Sie also etwas ablehnen oder abschaffen wollen und schon wissen, dass der Betroffene ein allumfassendes Nein nicht akzeptieren oder verkraften kann, dann servieren Sie es scheibchenweise.

Überlegen Sie sich in Ruhe, welche Konsequenzen Ihr Gegenüber zu erwarten hat und welche Gefühle Ihr Nein auslösen wird. Suchen Sie nach Möglichkeiten, es ihm schonend, in erträglichen Häppchen beizubringen.

Nein sagen auf scharfe Art

Es gibt Situationen, da gilt es unmissverständlich und mit Nachdruck „Nein“ zu sagen und keine Einwände zuzulassen. Das ist beispielsweise der Fall, wenn Ihnen penetrante Zeitgenossen etwas aufschwatzen wollen. Oder wenn jemand versucht, Sie zu manipulieren.

Tun Sie in solchen Fällen nicht rum, sagen Sie klar und scharf: „Nein!“ und lassen Sie die Leute stehen.

Manchmal ist ein scharfes Vorgehen aber auch bei Menschen vonnöten, die bisher kein „Nein“ von Ihnen gehört haben und deshalb hartnäckig meinen, sie könnten Sie doch wieder zum „Ja“ überreden. Dann sagen Sie: „Nein, ich weiß, dass Du dass von mir nicht gewohnt bist. Aber ich bleibe dabei: Nein heißt Nein!“

Nein sagen auf süße Art

Hier in Bayern gibt es süßen Senf, der mit Vorliebe zum Leberkäse gegessen wird. Senf ist ja normalerweise nicht süß, doch dieser schon. Und das kann auch ein „Nein!“ sein, wenn man es so transportiert:

  • Mit Charme und verführerischem Augenaufschlag: Das können Männer und Frauen jeden Alters, jedenfalls wenn Sie wollen. Kokettieren Sie, klimpern Sie mit den Wimpern, schütteln Sie Ihren Kopf.
  • Süß verpacken lässt sich ein Nein auch mit einer freundlichen Kleinigkeit. Sie könnten Ihrer Freundin Pralinen mitbringen wenn Sie Ihr sagen, dass Sie sie nicht auf die langweilige Feier begleiten werden. Oder Sie schicken Blumen und eine lustige Karte und verpacken ein Nein in poesievolle Worte.
  • Süß und entwaffnend ist ein Nein auch, wenn Sie einfach mit dem Kopf schütteln und dabei lachen.
  • Humor ist sowieso entschärfend, wird vielleicht sogar süss, wenn zum Nein noch einen lustigen Spruch oder Witz servieren.

Solch „süße Neins“ auszusprechen, fällt Vielen leichter. Doch natürlich passen sie nicht überall. Und Humor versteht leider auch nicht jeder. Gehen Sie daher wohlüberlegt vor. – Das gilt für alle Nein-Strategien.

Lassen Sie sich auf keinen Fall überrumpeln: weder zu einem Ja, das Sie hinterher bereuen, noch zu einem Nein der vorschnellen Art, mit dem Sie sich ins Knie schießen. Erbitten Sie Bedenkzeit, wenn Sie noch nicht sicher sind, wie Sie auf eine Bitte oder Aufforderung reagieren sollen oder wie Sie Ihr Nein verpacken.

Dann wählen Sie die passende Strategie und Formulierungen und schreiten zur Tat. 

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