Linksrum? Rechtsrum? Alles? Oder wie?

Gedankenspiel: Sie tragen schon ewig einen Herzenswunsch mit sich herum, kommen aber zu keiner Entscheidung, weil die eine innere Stimme sagt: „Tu`s nicht, das ist zu unsicher!“, eine andere sagt: „Tu es, die Idee ist super. Du schaffst das!“. Huch, und da ist noch eine dritte, die sagt: „Nicht noch mehr; Du hast eh schon so viel um die Ohren!“ – Verdammter Mist, was nun? 

Hin-und-Hergerissensein fühlt sich gar nicht schön an. Also lieber weitermachen wie bisher? Oder eine Stimme übergehen und es einfach tun? Ja, was denn nun? – Zack bum ist`s mit der inneren Ruhe vorbei und blöd auch, dass die Stimmen keine Ruhe geben, sondern sich immer wieder melden.

Es gibt Tausende von Angelegenheiten, in denen uns die eine innere Stimme etwas sagt und eine oder mehrere weitere etwas, das mit dem der ersten nicht zusammengeht. Das ist normal und jeder hat so seine Methoden, das zu bewältigen. Doch bei weitem nicht immer ist das auch eine wirkliche Lösung. Oft bleiben Themen ungeklärt und wir versuchen, sie zu verdrängen oder aufzuschieben. Doch dadurch entstehen innere Unruhe und Konflikte bis hin zum Zerrissenheitsgefühl. Oft versagen wir uns auch etwas dabei.

Da hilft nur eins: Selbstklärung!

Aber wie? – Auch das geht auf verschiedene Weise. Ich arbeite am liebsten mit der Methode von Friedemann Schultz von Thun: Der Arbeit mit dem inneren Team.

Der Name bringt schon gut auf den Punkt, wie sie funktioniert. Wie im Außen, also im richtigen Leben im Miteinander mit Menschen, betrachtet man die inneren Stimmen als Einzelwesen mit Namen, Zielen und Botschaften. Und es gibt eine höhere Instanz, die Schultz von Thun als „Oberhaupt“  bezeichnet. Dieses ist Klärungshelfer, Führungskraft und Moderator zugleich, setzt die Einzelstimmen-Wesen dann an einen Tisch und versucht unter der Prämisse ‚Wertschätzung und Kooperation‘ zu einer möglichst für alle stimmigen Lösung zu kommen.

In Coaching und Therapie gibt es viele Verfahren, die mit sogenannten inneren Anteilen arbeiten, doch diese verwende ich deshalb gern für mich selbst und bei meinen Kunden, weil sie: 

 

  1. leicht nachvollziehbar und zudem spielerisch ist 
  2. die inneren Anteile nicht vor- oder festschreibt
  3. jede Menge Selbsterkenntnis und Aha-Effekte mit sich bringt
 
 
Und keine Sorge, das alles hat nichts mit schizophrenen oder gespaltenen Persönlichkeiten zu tun. Widersprüchliche Stimmen in sich zu haben, ist ganz normal. Sie mal als eigene Wesen unter die Lupe zu nehmen, ist nicht nur erhellend, sondern bringt auch weiter!
 
Für alle, die die Methode nicht kennen, klingt das sicher immer noch ziemlich kryptisch. Daher werde ich sie Ihnen anhand eines eigenen Beispiels noch etwas greifbarer machen. Ausführlich lernen können Sie diese in meinem Online-Kurs: „Prosit 2013 – Der Wegbereiter-Workshop“, da bekommen Sie zudem noch mein persönliches Coaching dazu. 

Beispiel: So kann`s gehen! 

Wer „Ich will alles, und zwar schnell!?“ gelesen hat, kennt den dahinterliegenden Fall; ich fasse das „damalige Dilemma“ hier kurz zusammen:

Ich bin sowohl als Coach & Autorin, als auch als Schriftstellerin & Künstlerin aktiv. Für ersteres erweitere ich gerade mein Portfolio, das ist eine Menge Arbeit. Als Schriftstellerin schreib ich Gedichte und Geschichten, die ich neuerdings auch in geschlossenen Veranstaltungen lese. Und jawoll: bis zur ersten Lesung sollte nun auch noch das erste Künstlerbuch her, davon träume ich schließlich schon lange. – Plötzlich wollte ich alles auf einmal. Sofort! Die Gelegenheiten waren alle super, aber alles war verflixt noch mal nicht schaffbar. Das hielt mich innerlich einige Tage gut auf Trab und ich werkelte irgendwie an allem gleichzeitig herum. 

Doch das brachte ordentlich innere Unruhe!

Also: Innere Ratsversammlung einberufen, das heißt konkret: Hinsetzen, Zettel und Stift nehmen und die Stimmen aufmalen. Ich zeichnete also einen Tisch und setzte die Mitglieder dran. Da saß mein Oberhaupt, das nenne ich „Regisseurin“, die muss immer dabei sein. Auf den weiteren Stühlen nahmen die für mein Anliegen relevanten Stimm-Wesen Platz, nämlich: 

Ratsversammlung abhalten

Die Versammlung begann: Meine Regisseurin befragte zunächst reihum jedes einzelne Stimm-Wesen nach Meinung, Befindlichkeit und Wunsch. Mein gesamtes Protokoll erspare ich Ihnen jetzt. Klar herausgestellt hat sich auf jeden Fall, dass die Künstlerin schon länger traurig schmollte, denn sie wird immer und immer wieder von Frau Smart und Frau V² in die Ecke gedrängt, schließlich verdiene sie ja noch kein Geld, koste dafür aber viel Zeit. Das rief auch immer wieder Zora, die Rebellin auf den Plan. Die setzt sich dafür ein, dass ich entfalte, was in mir steckt und lebe, was ich will. Die Yve und die Zora in Koalition haben mir die mehrtägige innere Zerrissenheit beschert, die wehren sich nämlich. 

Die für alle stimmige Lösung

Aufgabe meiner Regisseurin war es sodann, eine Lösung herbeizuführen, mit der alle gut leben können. Die sieht für mich jetzt so aus: 

80% meiner Arbeitszeit verwende ich bis Ende Oktober darauf, die Portfolioerweiterung durchzuziehen. Die anderen 20% arbeitet die Yve schon am Künstlerbuch. Danach bekommt das Projekt Prio A und zwar solange, bis das Buch fertig ist. 

 

Seitdem hab ich meinen inneren Frieden wieder und bringe die Dinge gut voran.

 

Es geht also darum: 

  • Diffuses bewusst und damit greifbar zu machen
  • zu klaren Prioritäten und Entscheidungen zu kommen
  • Sowohl-als-auch-Lösungen zu finden 
  • innerer Unterdrückung oder zerstörerischen Untergrundaktionen vorzubeugen

Wenn Sie das tun, müssen Sie auch keine Kraft mehr darauf vergeuden innere Anteile im Zaum zu halten. Wirklich gelingen wird Ihnen das eh nicht. Vielmehr werden sich die übergangenen Stimmen gegen Sie verbünden und im Untergrund ihr Unwesen treiben oder aber sie töten ein Stückchen Ihrer selbst!

Wenn Sie jedwede, hartnäckig-wiederkehrende Stimme jedoch mal befragen und sie einbeziehen, statt sie zu verdrängen, erreichen Sie ein größtmögliches Maß an innerer Stimmigkeit und oftmals Ruhe und Erfüllung. 

Die Methode kann noch mehr! 

Ich liebe diese Methode, weil Sie tief greift und an die wirklichen Knackpunkte kommt, dabei aber spielerisch bleibt. Zudem ist sie hervorragend für das Selbstcoaching geeignet. Das hier Beschriebene ist auch bei weitem nicht alles, was man mit ihr angehen kann, jedoch würde noch mehr den Rahmen sprengen. Nachlesen können Sie sie in von-Thun`s Buch: Miteinander reden, Band 3. Das kann ich sehr empfehlen, denn er schreibt anschaulich und herrlich unterhaltsam. Dennoch: 

Buch lesen allein reicht oft nicht 

Denn wir haben blinde Flecken, die wir auch mit diesem Werkzeug nicht unbedingt auf den Radar bekommen. Zudem neigen wir dazu, leise Stimmen zu überhören und ungeliebte unter den Tisch zu drücken und auszublenden.

Daher habe ich die „Arbeit mit dem inneren Team“ in meinen Online-Kurs: „Prosit 2013 – Der Wegbereiter-Workshop“ gepackt. Dort definieren wir die Vorhaben für 2013 und bei solcherlei Planung kommt es erfahrungsgemäß ganz schnell zu Prioritäten-Schwierigkeiten oder zum Wegbügeln von Stimmen und deren Wünschen. Jedoch boykottieren diese dann die Umsetzung der anderen Dinge. Und vielleicht untersagen Sie sich aus rationellen Gründen etwas, dass Ihre Daseinsfreude wesentlich erhöhen würde. 

Sie lernen im Workshop also nicht einfach nur die Methode genau kennen, sondern wenden Sie auch gleich an, und dass noch weit über den hier beschriebenen Kontext hinaus. Zudem hake ich coachend nach, also hinterfrage, bringe auf möglicherweise Fehlendes oder helfe auf die Sprünge.

Machen Sie doch mit oder probieren Sie es für sich aus. Ich wünsche aufschlussreiches Vergnügen!

P.S. Wer an dem Termin nicht kann: Wegbereiter-Workshops wird es wieder geben! Schauen Sie immer mal wieder vorbei oder abonnieren Sie meinen Newsletter, da halte ich Sie auf dem Laufenden. 

  Ein Kommentar zu “Linksrum? Rechtsrum? Alles? Oder wie?

  1. 21. Oktober 2012 at 19:09

    Interessanter Beitrag, Yvonne. Buch lesen reicht nicht – das kann ich nur bestätigen. Das Prinzip des inneren Team war mir theoretisch aus Büchern und Erzählungen schon bekannt, genauso wie bestimmte Teammitglieder. Doch gerade die stilleren und weniger offensichtlichen Stimmen haben sich erst durch dein gezieltes Hinterfragen gezeigt, ein echtes Aha-Erlebnis :-) Im Buch von Maturana und Varella, „Der Baum der Erkenntnis“, habe ich heute das Experiment mit dem blinden Fleck gemacht, ein wahrer Augenöffner. Am linken Blattrand ist ein Kreuz gezeichnet, rechts daneben ein schwarzer Kreis. Hält man sich das linke Auge zu, fixiert mit dem rechten Auge des Kreuz und bewegt das Buch hin und her , dann verschwindet nach kurzer Zeit der schwarze Kreis, obwohl er weiterhin da ist. Das Faszinierende an dem Experiement ist: Wir sehen nicht, dass wir nicht sehen. Genau wegen dieses Phänomens braucht es einfach immer wieder den Blick von außen.

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