Serie Stärken stärken ~ Nr. 4 „Urteilsvermögen“

Kann man Ihnen so leicht nichts vormachen? Sind Sie offenen Geistes?

Dann gehört „Urteilsvermögen“ vielleicht zu Ihren Top-Fünf in der Ergebnisliste des Stärkentests der Positiven Psychologie.

Wenn Sie, wie im Buch „Der Glücks-Faktor“ angeraten, Ihre fünf Kernstärken aktiv ins tägliche Leben einbinden wollen, um nachhaltig glücklich zu leben, dann ist es zunächst sinnvoll, sich damit auseinanderzusetzen, was Urteilsvermögen eigentlich ist.

 

Was ist ein starkes Urteilsvermögen?

Im Ergebnis des ausführlichen Signaturstärkentests steht dazu:

„Dinge aus verschiedenen Perspektiven zu durchdenken und zu prüfen, macht Sie aus. Sie ziehen keine voreiligen Schlüsse und bei Ihren Entscheidungen verlassen Sie sich auf gut belegte Tatsachen. Sie können Ihre Meinung auch ändern.“

Übrigens sind im „Glücks-Faktor“-Buch sowie im ebenfalls auf der Authentic-Happiness-Webseite befindlichen Kurztest  der Ergebnisliste auch noch „Aufgeschlossenheit“ und „kritisches Denken“ beigefügt.

 

Schauen wir uns das genauer an:

Bevor man Urteilen kann, muss man offenen Geistes sein. Das ist bei weitem nicht jeder! Wer seine Überzeugungen für das Nonplusultra hält, macht sich gar nicht erst die Mühe, andere anzuhören und das Gehörte zu prüfen. Seine Meinung zählt – basta.

Anders bei aufgeschlossenen Charakteren: Sie sind offen für neue Sichtweisen und nehmen daher die verschiedenen Standpunkte aufmerksam wahr. Sie prüfen alle Informationen und fordern solide Belege, Beweise oder Beispiele.

Dann wägen sie das in Erfahrung gebrachte gegeneinander ab – auch gegen die eigene Überzeugung. Dabei bringen sie durchaus beim Beurteilen ihre eigenen Erfahrungen, ihr Wissen und oft auch ihre Intuition ein, ohne das jedoch als objektiv einzustufen. Zudem überdenken sie alles auf den eigenen oder gemeinschaftlichen Nutzen hin.

Erst dann kommen sie zu einem Schluss, der auch dazu führen kann, dass sie ihre eigene Einstellung ändern.

Somit ist Urteilsvermögen die Grundlage für vernünftiges Handeln. Risiken werden bewusst eingegangen, eingegrenzt oder vermieden; kopfloses oder übereiltes Vorgehen auch.

 

Was macht Menschen mit offenem Geist noch aus?

Sie

  • sind in der Lage, die Gesamtheit zu betrachten,
  • sind rational und realistisch,
  • sind um Objektivität bemüht,
  • haben oft ein gutes Einfühlungsvermögen,
  • sind weder leichtgläubig noch schnell zu beeinflussen,
  • können Dinge oder Menschen einschätzen,
  • hinterfragen sehr genau,
  • kommen erst nach sorgfältigem Überlegen zum Urteil.

 

Wie integriert man die Stärke aktiv ins Berufsleben?

Ein solches Urteilsvermögen wünscht man sich zunächst einmal von Richtern, Unternehmern, Schuldirektoren  & Co; im Grunde von jeder Führungskraft. Doch nur weil Menschen solche Berufe ergriffen haben oder befördert worden sind, heißt das leider nicht immer, dass sie auch ein gutes Urteilsvermögen besitzen.

Wenn Ihnen jedoch eines bestätigt wird, sind diese bzw. alle Berufe, in denen verschiedene Meinungen gehört und Menschen oder Dinge eingeschätzt und beurteilt werden müssen, passend für Sie. Das hängt natürlich auch noch von anderen Faktoren, wie Ihren Vorlieben oder weiteren Stärken ab.

Weg von Berufen hin zum generellen Arbeitsalltag gedacht, kann jeder, der aufgeschlossen ist und kritisch denkt, vorzüglich in Meetings oder bei Planungen unterstützen und einen Realitätscheck vornehmen. Dafür muss man keine leitende Funktion haben. Hinterfragen Sie. Halten Sie dazu an, Argumente oder Vor- und Nachteile gemeinsam abzuwägen. Verhelfen Sie Menschen zu Wort, die vielleicht eine unpopuläre Meinung zum Thema vertreten.

Und halten Sie vor allem Ihr eigenes, kritisch durchdachtes Urteil nicht zurück. Nicht selten wird der Weg gegangen, den der Schnellere oder Lautere vorgeschlagen hat, das ist jedoch nicht unbedingt der Richtige.

 

Wie integriert man die Stärke aktiv ins Privatleben?

Geeignete Freizeitbeschäftigungen für Urteilsstarke könnten beispielsweise eine Schiedsrichtertätigkeit im Sport sein. Auch braucht jeder Verein oder jede Gruppe immer mal wieder Jemanden, der vor euphorischem oder blauäugigem Handeln bewahrt.

Das gleiche gilt für diesbezügliche familiäre Situationen oder im Freundeskreis. Denken Sie nur an all die großen oder kleinen Anschaffungen, in denen kritisches Denken und kluges Urteilen gefragt ist. Oder an die oft vorschnellen Entscheidungen nach Diagnosen oder Prophezeiungen jedweder Art.

In solchen Fällen sollten Sie sich bloß nicht zurückhalten, sondern können Ihre Hilfe anbieten. Unaufdringlich angetragen wird sie gern angenommen. Und so mancher wird Ihnen dankbar sein. Das macht nicht nur die Geholfenen glücklich, sondern auch Sie selbst.

 

Reflexionsfragen für diese Signaturstärke

  • Wenn Sie „Urteilsvermögen“ unter Ihren ersten fünf Signaturstärken haben, sind die folgenden Fragen zur Klärung und Vertiefung für Sie interessant:
  • Was bedeutet Aufgeschlossen sein, kritisches Denken und Urteilskraft für mich?
  • In welchen konkreten Situationen oder bei welchen Aktivitäten zeigen sich diese besonders?
  • Welche positiven Eigenschaften gehen mit meinem Urteilsvermögen einher?
  • Wo ist mein Urteil vielleicht auch fehl am Platze?
  • Wo hindere ich mich selbst durch übertrieben kritisches Denken?
  • Was ermöglicht mir meine Urteilsstärke?
  • Wie kann ich meine Aufgeschlossenheit und mein Urteilsvermögen in Kombination mit meinen anderen Signaturstärken, Interessen und Wünschen verbinden und in mein Leben integrieren?
  • Bieten mir mein derzeitiger Beruf mit seinen täglichen Aufgaben und Anforderungen ein ausreichendes Maß, mein kritisches Denken und meine Urteilskraft einzubringen und zu vermitteln? – Wenn nicht: Was kann ich tun oder verändern, damit es für mich stimmig wird?
  • Bieten mir meine Freizeitaktivitäten genug Gelegenheiten, die Stärke einzubringen? – Wenn nicht: Was kann ich tun, damit es so wird?
  • Gibt es konkrete Schritte, die ich nun diesbezüglich angehen möchte?

In der nächsten Folge meiner „Stärken stärken“-Serie geht es um die Signaturstärke „Authentizität“.

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Mehr über den Charakterstärkentest der Positiven Psychologie finden Sie hier.

In den früheren Artikeln meiner Serie sind folgende Charakterstärken schon erschienen:

Beitrag Nr. 1: Stärke Bescheidenheit

Beitrag Nr. 2: Stärke Selbstregulation

Beitrag Nr. 3: Stärke Hoffnung

Zudem finden Sie hier den Einführungsartikel zur Serie: „Stärken aktiv stärken“

Zum Buch „Der Glücks-Faktor“ von Martin Seligman

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