Haben Sie sich schon mal von einer Schnecke kitzeln lassen?

Ich schon, von Gundelinde :-). Vielleicht fragen Sie sich jetzt, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe. Und zugegeben, dieser „Erlebnistipp“ ist eher zufällig entstanden und schon etwas seltsam. Der Ort des Geschehens war ein Münchner Biergarten. Dort standen Blumentöpfe auf den Tischen, in denen bei meiner Ankunft viele dieser kleinen, gelb-schwarzen Häuschenschnecken schliefen.

Als die Sonne dann weg war, wurden diese aktiv und krochen erst aus ihren Behausungen, dann aus den Töpfen. Neugierig beäugten und befühlten sie die Umgebung. Und immer neugieriger wurde ich.

Das wiederum animierte meinen Begleiter, der sich mit Natur und Getier außerordentlich gut auskennt, mir mehr über diese Wesen und ihre Nützlichkeit zu erzählen. Die Häuschenträger fressen nämlich beispielsweise die Gelege ihrer ja lästigen, schadenanrichtenden Nacktschnecken – den Feinden jedes Gärtners!

Irgendwann führte er aus, dass Schnecken ganz rauhe Zungen haben. „Ach was.“, sagte ich, hatte ich mir doch über derlei Angelegenheiten noch nie Gedanken gemacht. Und da diese Art der glitschigen Bauchfußvertreter ja gar nicht sooo glitschig sind, streckte ich einer meinen Zeigefinger hin.

Ich sage Ihnen, es ist schon lustig, wenn diese Fühleraugen die Haut berühren. Aber richtig losprusten musste ich, als sie dann tatsächlich die Zunge ausfuhr und meinen Finger auch mit dieser ertastete. Das kitzelt! Unvorstellbar ist das, wenn man es nicht selbst erlebt hat! Wie kann denn bitte so eine minikleine Schneckenzunge einen Kitzelreiz am menschlichen, durch stete Schreib- und Gartenarbeit gestählten Finger auslösen? Im Ernst, probieren Sie das mal aus!

Jedenfalls war ich von meiner neuen Freundin so fasziniert, dass ich ihr auch gestattete, über meine Hand und meinen Unterarm zu gleiten. Wann im Leben macht man das denn schon mal? Ist auch ein spannendes Gefühl, weil man dann diese illustren Bewegungen und das Muskelspiel direkt nachempfinden kann. 

Ich kann es nicht leugnen: Ich war hellauf fasziniert. Und zwar so sehr, dass ich sie auf den Namen „Gundelinde“ taufte und mein Begleiter ertragen musste, dass sie den ganzen Abend über mehr Aufmerksamkeit von mir bekam, als er. Denn von ihr gelassen habe ich erst wieder, als sie erschöpft mitten auf meiner Hand einschlief. 

Es ist schon faszinierend, sich von seiner Neugier immer mal wieder in noch nicht gesehene und erlebte Mikrowelten entführen zu lassen. Das macht nicht nur Spaß, sondern erweitert auch den Horizont. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen auf eigenen Ausflügen :-).

  Kommentare zu “Haben Sie sich schon mal von einer Schnecke kitzeln lassen?

  1. Martin
    10. Juli 2012 at 12:05

    :-) – Das hat mir gut gefallen. Und ich finde auch, dass Sie recht haben, dass in den kleinen Dingen vieles drinsteckt. Man muss nur erst mal auf die Idee kommen. Ich finde die anderen Erlebnistipps auch gut, doch dieser zeigt mir, dass Ausflüge nicht unbedingt Geld kosten müssen.

    Gruss Martin

  2. Yvonne Rubin
    11. Juli 2012 at 09:26

    Hallo Martin, schön, dass Ihnen mein Ausflug in die Mikrowelt gefallen hat :-). Und Sie geben da einen guten Hinweis: Wenn man die Augen aufhält und das drumrum wahrnimmt, gibt es so viele Dinge, die diese schöne Welt bereit hält. Und das vollkommen gratis. Mit Achtsamkeit kann sich einem da einiges erschließen.

    Herzlichen Gruß, Yvonne Rubin

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